Universitätsprofesser
Geb als Joachim, Johannes, Wilhelm Fechner in Klein-Kreidel/Schlesien als Sohn des. damaligen Rittergutsbesitzers
Arthur Rechner und seiner Ehefrau Margarete, geh. Uhde.
Im April 1915 kam ich auf die Elementarschule in Primentdorf, Provinz Posen.
Danach besuchte ich vom September 1916 bis zum März 1928 das humanistische
Gymnasium Augustum in Görlitz; dort legte ich im März 1928 die Reifeprüfung ab
und entschied mich, Veterinärmedizin zu studieren.
Vom SS 1928 bis einschließlich WS 1929/30 studierte ich an der Tierärztlichen Hochschule in Wien,
vom SS 1930 bis zum WS 1932/33 an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin und
im SS 1933 an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Im Februar 1934 beendete ich das tierärztliche Staatsexamen mit der Note »gut«
und erhielt am 7. 4. 1934 die Approbation als Tierarzt.
Am 7. 5. 1934 promovierte ich mit einer Arbeit: »Der tuberkulöse primäre Herd bei
Jungrindern nach Untersuchungen am Material des Schlachthofes in Görlitz« (Prof. Hieberle)
zum Dr. med. vet.. Anschließend war ich bis einschließlich Juni 1934 als Praxisvertreter tätig.
Danach übte ich vom 1. 7. 1934 bis 31. 10. 1934 in Mehlsack in Ostpreußen eine Schlachthoftätigkeit aus.
Am 1. 11. 1934 trat ich in Königsberg als Fahnenjunker (Vet.) in das Reichsheer ein,
wurde in das aktive Veterinäroffizierkorps übernommen und war bis zum Mai 1945 Veterinäroffizier.
Mein letzter Dienstgrad war Oberstabsveterinär.
Im Jahre 1936 heiratete ich die Tochter des Baurats Gottschling, Marianne; wir haben drei Kinder.
Während der Priedenszeit war ich bei Truppen und Stäben, während des Krieges bei Veterinäreinheiten
und höheren Stäben eingesetzt. In dieser Zeit konnte ich einige Erfahrungen bei der Seuchenbekämpfung sammeln;
so wurde ich z.B. im Winter 1942/43 zur Sanierung eines größeren Maleusausbruchs an der Ostfront verwendet.
Nach dem Kriege arbeitete ich zuerst von Mai bis August 1945 im Vollblutgestüt des Herrn Woll
in Eisenärzt/Obb. und übte dort zugleich die tierärztliche Praxis aus.
Im November 1945 ging ich zum Veterinäruntersuchungsamt in Gütersloh, um mich dort in
die Labortätigkeit einzuarbeiten. Da meine Familie in Saalfeld/Th. war und wegen der im Mai 1945
erfolgten Geburt meiner jüngsten Tochter nicht reisefähig war, übersiedelte ich Ende März 1946
nach Jena und arbeitete unter dem bekannten Sterilitätsspezialisten Dr. Pröger bis zum August im
Tiergesundheitsamt. Aus gesundheitlichen Gründen mußte ich die Außentätigkeit vorerst aufgehen.
Bis zum März übernahm ich das Amt eines Kontrolltierarztes hei der Reichsbahn. Biese Tätigkeit
brachte mir Einblicke in die veterinärpolizeilichen Belange.
Als sich mir die Möglichkeit hot, Assistent hei Prof. Lerche am Institut für
Lebensmittelhygiene der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Berlin zu werden,
ergriff ich diese Gelegenheit, um meine bakteriologische und serologische Ausbildung zu vertiefen.
Im April 1948 wurde die Stelle eines Oberassistenten am Zentral-Kontroll-Institut für
Veterinärimpfstoffe frei. Prof. Lerche, der damalige Leiter des Instituts, übernahm mich
in diese Stelle, die mir eine weitere wissenschaftliche Entwicklung bot.
Auch in organisatorischer Hinsicht konnte ich hier Erfahrungen sammeln, denn das Institut
sollte aus kleinen Anfängen zu einer zentralen veterinärmedizinischen Institution ausgebaut werden.
Zuerst lag der Schwerpunkt auf der Ausarbeitung von Prüfungsmethoden für alle in der
Sowjetzone hergestellten Impfstoffe und Seren. Hach dem Ausscheiden von Prof. Lerche am
20.4.1951 wurde ich zum Direktor des Institutes ernannt. Jetzt kam zu den Impfstoffprüfungen die Prüfung der
Tierarzneimittel dazu, ferner zentrale Rotz- und Psittakoseuntersuchungen und aufgrund der bekannten
Bindegarnerkrankung toxikologische Untersuchungen von chemischen Stoffen, die in der
Tierhaltung Schäden verursachen können. Außerdem wurde ein Zentrallabor für Listerienforschung,
eine Tüberkuloseabtei-lung und eine Abteilung für Lebensmittelhygiene auf gebaut.
Durch die ständig erweiterten Aufgaben mußten sowohl der Personalbestand als auch die Baulichkeiten
vergrößert werden. Beim Abschluß meiner Tätigkeit betrug der Personalbestand 15 Wissenschaftler
und 130 sonstige Mitarbeiter.
Ferner wurden unter meiner Leitung 2 Laborneubauten und ein Versuchstiergebäude geschaffen.
Meine wissenschaftlichen Arbeiten betrafen Untersuchungen zum Rotlauf, zur Brucellose, Geflügelpest,
Borna'schen Krankheit und Themen aus dem Gebiet des Impfstoffwesens. Zu dem letzten Thema gab
ich 1964 ein Buch über Schutzimpfungen bei Haustieren heraus.
Außerdem wurden unter meiner Leitung 70 wissenschaftliche Veröffentlichungen bzw. Dissertationen erstellt.
Neben meiner Tätigkeit in dem Staatlichen Veterinärmedizinischen Prüfungsinstitut
(ehemaliges Zentral-Kontroll-Institut) habilitierte ich mich im April 1954 an der
Humboldt-Universität für das Fach Mikrobiologie und Seuchenlehre und wurde im August
zum Dozenten für Hygiene und Seuchenlehre ernannt und im Oktober 1956 mit der Prüfungstätigkeit
im Fach Mikrobiologie und Hygiene beauftragt.
Meine Ernennung zum Professor wurde trotz mehrfacher Anträge der Veterinärmedizinischen
Fakultät aus politischen Gründen hinausgezögert. Sie erfolgte erst am 22.1,1959.
Als Direktor des Institutes gehörte ich verschiedenen wissenschaftlichen Gremien an:
Mitarbeiter in der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Sektion Veferinärmedizin,
Leiter der ständigen Arbeitsgruppe für Fragen des Veterinärwesens in der ständigen Kommission
für wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit beim Rat der gegenseitigen Wirtschaftshilfe (RGW),
Mitglied des Fakultätsrates der Veterinärmedizinischen Fakultät und mehreren
fachlichwissenschaftlichen Arbeitsgruppen der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften und des Landwirtschaftsministeriums.
Trotz der Anerkennung meiner fachlichen Arbeit wurden mir besonders in den Jahren nach
1960 wiederholt durch den Minister, den Staatssekretär und den leitenden Veterinärfunktionär
des Landwirtschaftsministeriums Vorhaltungen wegen meiner politischen Haltung gemacht.
Insbesondere wurde mir vorgeworfen, daß ich bei ca. 180 Beschäftigten -- keine SED-Parteimitglieder
eingestellt hatte. Das führte -- verbrämt mit den im dortigen Regime üblichen Beschuldigungen -- im August 1963
zu meinem Ausscheiden aus dem Institut.
Durch Vermittlung von Prof. Sartorius wurde ich im November 1963 bei der Humanmedizin
im Institut für Seuchensehutz als wissenschaftlicher Mitarbeiter eingestellt.
In diesem Institut hatte ich die wissenschaftlichen Arbeiten der Doktoranden zu
leiten und verschiedene Sonderaufgaben zu lösen: Verbesserung der Trockennährböden;
Ausarbeitung verbesserter Immunisierungsverfahren von Serumtieren unter Verwendung
von Adjuvantien, Umgestaltung des Versuchstierwesens und der Serumtierhaltung,
Bearbeitung von Brägen der Herstellung «von Tollwutseren.
Aber auch hier blieb meine Einstellung gegenüber dem Regime nicht lange unbekannt
ich wurde bespitzelt und immer mehr unter politischen Druck gesetzt. Unter diesem Druck
und der sicher nicht unbegründeten Befürchtung, nicht nur entlassen, sondern auch
polizeilich belangt zu werden, entschloß ich mich mit meiner Familie zur Flucht nach dem Westen; diese erfolgte am 8.4.1966,
Da meine nähere Verwandtschaft in Berlin lebt, nahm ich im Juni 1966 hier meinen Wohnsitz.
Am 10.10.1967 erfolgte meine Umhabilitierung an der Veterinärmedizinischen Fakultät der
Freien Universität Berlin. Im Februar 1970 wurde ich von der F.U. als Beamter auf Lebenszeit übernommen
und mit der Abhaltung der Vorlesungen über spezielle Mikrobiologie und der Leitung wissenschaftlicher
Arbeiten und den entsprechenden Prüfungen beauftragt.
Im folgenden Jahre wurde ich zum Präsidenten der Tierärztekammer Berlin gewählt.
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