Wurde 1810 Professor in Berlin. Rühs studierte bei August Ludwig von Schlözer in Göttingen und
wurde 1802 Privatdozent in Greifswald, wo er als schwedischer Untertan von Gustav IV. Adolf eine
delikate Aufgabe erhielt: 1802 war in London von dem Italiener Joseph Acerbi eine Schwedenreise
veröffentlicht worden, in der der Schwedenkönig als engstirnig beschrieben und beschuldigt wurde,
das geistige Leben seines Landes durch Zensur niederzuhalten. In Schweden sann man über Mittel
nach, wie man die Wirkung dieser Reisebeschreibung in Europa neutralisieren könnte, zumal eine
deutsche Übersetzung vorbereitet wurde. Rühs war der »Berater« der Berliner Ausgabe, die 1803
in der Voßschen Buchhandlung erschien. Er tilgte alle Angriffe gegen Schweden, blieb zwar ungenannt,
ist aber der »sachkundige Gelehrte«, den das Titelblatt erwähnt. Rühs übersetzte auch eine
Gegenschrift zu Acerbis Schwedenreise. Außerdem legte er die Werke Gustavs III. (»Verdeutscht von
F. Rühs«) in drei Bänden vor; sie erschienen in Berlin 1805-08. Wie fleißig er war, geht auch
daraus hervor, daß er Leopolds Vermischte prosaische Schriften (Rostock, Leipzig 1805) übersetzte.
Nach seiner Berufung nach Berlin intensivierte Rühs seine skandinavischen Forschungen. Schon in
Göttingen hatte er eine Skandinavien-Schrift verfaßt, an der Friedrich David Gräter aber ein Zuviel an
Deklamation und ein Zuwenig an Untersuchung kritisierte. Später verfaßte er eine Schwedische Geschichte,
die 1823 ins Schwedische übersetzt und von dem Historiker Erik Gustaf Geijer gerühmt wurde. 1812 gab
Rühs in Berlins Realschulbuchhandlung, noch vor den Gebrüdern Grimm, die Edda, nebst einer Einleitung
über die nordische Poesie und Mythologie [...] heraus, woraus sich der bekannte Edda-Streit
entwickelte. Noch fehlte es ihm offenbar an genügend Kenntnissen des Altnordischen, für das allerdings
erst ein Jahr zuvor der Däne Rasmus Rask mit seiner Anleitung ein wirksames Hilfsmittel geschaffen
hatte. Rühs Gewährsmann war der dänische Edda-Forscher Rasmus Nyerup, den er 1810 in Stockholm besucht
hatte und dessen dänischen Text er in seiner Prosa-Edda benutzte. In Berlin zählte Rühs zum Kreis der
Patrioten um Ernst Moritz Arndt und Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher. Er war auch mit Karl Asmund
Adolphi (1771-1832) gut bekannt, dem Sohn eines Konrektors der Stockholmer Deutschen Schule. Adolphi
wurde wie Rühs 1810 Professor in Berlin. Im Kreis des aus Greifswald stammenden Verlegers Georg Andreas
Reimer (1776-1842) fand Rühs das Vertrauen des Historikers und Politikers Barthold
Georg Niebuhrs, der
ihn zur Mitarbeit am Preußischen Correspondenten bewegte; 1817 wurde Rühs sogar Historiograph des
Preußenstaates. Nach dem Übergang Greifswalds an Preußen (1815) schrieb er in einem fingierten Brief
sehr kritisch über die »Schwedenzeit«. Rühs starb 1820 auf einer Reise in Florenz, gepflegt von seinem
Neffen, dem Wolgaster Karl Gustav Homeyer (1795-1874), der in Greifswald und Berlin in Rühs Haus gelebt
hatte.
http://www.geschichte.hu-berlin.de/galerie/gal.htm
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